75 Jahre METALL NRW Festschrift

Es war ein Glücksfall, als im Februar 1999 der Tarifabschluss gelang. Denn vorausgegangen waren nicht nur Verhandlungen, sondern auch alle Rituale und die ganze Folklore, die so eine Auseinandersetzung mit sich bringt: Gespräche, begleitet von Warnstreiks, am Ende eine Nacht der langen Messer mit übermüdeten Gesichtern und als Höhepunkt – als nichts mehr ging – ein Schlichtungsverfahren. Ein Glücksfall war das in doppelter Hinsicht. Einmal als Beleg dafür, wie gut am Ende die Sozialpartnerschaft funktioniert. Mit zwei Seiten, die sehr weit auseinanderliegen, sich oft treffen, reden, Argumente tauschen, versuchen, sich gegenseitig zu überzeugen, um dann zu scheitern. Vorerst. Sich dann abermals treffen und miteinander ringen. Um festzustellen, wir kommen am Ende nicht zusammen. Die Lage ist verworren, verfahren und alles ist gesagt. Nach einer kurzen Weile der Sprachlosigkeit wird dann das Werkzeug aus dem Kasten geholt, das die letzte Chance ist auf eine Einigung, einen Kompromiss: die Schlichtung. Wenn beide Seiten einen Mittler benennen, um am Ende wie 1999 den Karren wieder flottzumachen. Diese geübten Verfahren haben Methode. Und es kommt darauf an, bei allen unterschiedlichen Aspekten nicht das Vertrauen zu verlieren in die andere Seite und die Gewissheit zu haben: Die andere Seite will auch eine Einigung. Nur eben zu anderen Konditionen. Dass am Ende ein Kompromiss steht, ist eine der ganz großen Errungenschaften dieses Landes. Die Sozialpartnerschaft steht beispielhaft für die Leistungsfähigkeit dieser Gesellschaft. Und das auch in vielen Gebieten. Sie ist deshalb ein Glücksfall. Und auch ein Glücksfall für den seinerzeit noch jungen Reporter Gürne, der sich während dieser ganzen Tarifrunden in die Materie einarbeiten musste. Und der Spaß dabei bekam. Der viele Stunden damit verbrachte zu verstehen, worum es geht, und 93 75 Jahre METALL NRW AUS JOURNALISTISCHER PERSPEKTIVE Markus Gürne – ARD SOZIALPARTNERSCHAFT – EIN GLÜCKSFALL FÜR UNSER LAND

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