90 75 Jahre METALL NRW AUS JOURNALISTISCHER PERSPEKTIVE Doch Warnstreiks, 24-Stunden-Streiks, auch unbefristete Streiks, um Druck in Tarifrunden zu machen – sie sind nichts anderes als Ausdruck von Gegenmacht. Als während der Tarifrunde für den Öffentlichen Dienst die Gewerkschaft Verdi ihren Warnstreik mit dem Klimastreik von „Fridays for Future“ zusammenlegte, riefen manche Arbeitgeber, jetzt sei es auch in Deutschland so weit, jetzt komme der politische Streik. Großer Quatsch. Jeder Tarifprofi wird erkannt haben, dass die Gewerkschaft auch an jenem Tag ausschließlich über ihre Tarifforderungen sprach. Selbstverständlich war es tricky, den Warnstreik am Tag des Klimastreiks zu veranstalten und gemeinsam mit den „Fridays“ zur Kundgebung zu rufen. Aber warum sollte eine Gewerkschaft nicht tricky sein – solange sie den Trick beherrscht? Machen Arbeitgeber ja nicht anders. Wer seine Unternehmensgruppe kunstvoll in viele GmbHs zerlegt, der nutzt ja auch die Möglichkeiten, die das Recht ihm lässt. Was Gesellschaftsrechtler dürfen, wird man bestimmt auch Gewerkschaftern zugestehen. Detlef Esslinger geboren 1964 in Neuerburg/Eifel, ist Diplom-Volkswirt sozw. R. und leitet das Meinungsressort der Süddeutschen Zeitung. Er berichtete 14 Jahre lang über Arbeitgeberverbände und Gewerkschaften. Foto: Süddeutsche Zeitung
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