75 Jahre METALL NRW Festschrift

In den Anfangszeiten der Sozialpartnerschaft, vor gut 100 Jahren, verlief die (fast) alles prägende Konfliktlinie in der Gesellschaft zwischen Kapital und Arbeit. Die einen hatten die Macht des Eigentums, die anderen die Macht der Masse. Und beide Seiten dachten vorzugsweise daran, die jeweils andere dauerhaft zu entmachten – die einen mithilfe von Staat und Polizei, die anderen durch Revolution. Doch dann setzte sich, ein historischer Glücksfall, die Idee eines direkten Interessenausgleichs zwischen den vermeintlichen Gegnern durch. Das Stinnes-Legien-Abkommen von 1918 markiert diesen Wendepunkt. Es waren mutige, weil kompromissbereite Akteure auf beiden Seiten, die damit nach dem Zerfall des Kaiserreichs zu einer stabilisierenden Kraft in der gerade entstehenden Republik wurden. Auch sie konnte zwar nicht das dunkelste Kapitel der deutschen Geschichte verhindern. Doch schon 1948 knüpften die Arbeitgeber im Kernland der deutschen Industrie mit der Neugründung des „Arbeitgeber-Ausschusses Metall Nordrhein-Westfalen“, heute Metall NRW, an jenen Geist des Ausgleichs an. 86 75 Jahre METALL NRW AUS JOURNALISTISCHER PERSPEKTIVE Thorsten Breitkopf geboren 1977 in Wipperfürth, ist seit 2019 Chef der Wirtschaftsredaktion des „Kölner Stadt-Anzeiger“. Zuvor schrieb er als Wirtschaftsredakteur für die „Rheinische Post“. Der Diplom-Kaufmann absolvierte nach dem Abitur 1997 eine Lehre zum Bankkaufmann und war mehrere Jahre als Bilanzanalyst bei der Deutschen Bank unter anderem in Köln tätig. Foto: KStA zu beiden Seiten wieder. Aber ein Lehrsatz daraus ist auch hängengeblieben. Nicht nur die Nachricht zählt, die in Zeitung oder Rundfunk verbreitet wird. Manchmal ist es eben auch der Zeitpunkt, der über Wohl und Wehe dahinter entscheidet. Dietrich Creutzburg – Frankfurter Allgemeine Zeitung AUSGLEICHENDE KRÄFTE IN RAUEM KLIMA

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