75 Jahre METALL NRW Festschrift

57 75 Jahre METALL NRW AUS UNSERER GESCHICHTE der Branche beteiligte. Das Ergebnis, das die Verhandlungsführer Arndt Kirchhoff für METALL NRW und Knut Giesler für die IG Metall schließlich vorlegten, entsprach diesen Anforderungen. Es war nach NRW-typisch unaufgeregten, aber harten Verhandlungen gefunden worden und wurde alsbald von den anderen Verbänden übernommen. Transformation und Pandemie Aus Sicht der Gewerkschaft wird man eine Tarifauseinandersetzung da führen, wo die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen vergleichsweise gut sind und deshalb die Erpressbarkeit der Arbeitgeber am höchsten ist. So verstanden bot sich zu Beginn der Transformation der deutschen Metallindustrie das Automobilland Baden-Württemberg als Pilotgebiet für den Abschluss 2020 eigentlich an. Dort, wo die Gewinne noch sprudelten, die Transformation aber schon erste Spuren hinterließ, wären die Chancen für die IG Metall, einen von ihr so genannten Transformationstarifvertrag zu verhandeln, eigentlich am besten gewesen. Doch dann stürzte 2020 die ganze deutsche Metallindustrie mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie und den in der Folge berstenden Lieferketten wieder in eine Wirtschaftskrise, die den Vergleich mit der von 2010 nicht zu scheuen brauchte. Die Kurzarbeiterzahlen schnellten in die Höhe. Deutschland befand sich im Krisenmodus, als die Tarifparteien zusammensaßen, um eigentlich über Entgelterhöhungen und den Transformationstarifvertrag zu verhandeln. Wären sie nach wochenlangem Ringen – womöglich nach Warnstreiks – auseinandergegangen und hätten einen Vertrag zu Entgelt und Transformation präsentiert, sie wären, freundlich gesagt, als vollkommen weltfremd beurteilt worden. Deshalb schaltete die IG Metall, als sich die Hiobsbotschaften aus den Unternehmen potenzierten, auf eine andere Forderung um. Den Kurzarbeitern in der Metallindustrie, es waren bereits Hunderttausende, sollte ein Zuschuss der Arbeitgeber zum Kurzarbeitergeld gewährt werden. Wo man 2010 die Kurzarbeit durch tarifliche Maßnahmen noch preiswerter gemacht hatte, sollte sie nun für die Unternehmen noch verteuert werden. Begründet wurde das damit, dass die rund 70 Prozent des Nettolohns, die das Kurzarbeitergeld ausmachten, in vielen Fällen für den Lebensunterhalt nicht ausreichen würden. Den Tarifparteien in NRW wurde signalisiert, sie sollten einmal eine Lösung versuchen, getreu dem Motto: „NRW kann Krise“. Von einem offiziellen Pilotverfahren

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