75 Jahre METALL NRW Festschrift

56 75 Jahre METALL NRW AUS UNSERER GESCHICHTE Dort nahm man unverzüglich noch im Herbst 2009 die Gespräche auf, die in der Anfangsphase hinter wohlverschlossenen Türen stattfanden. Das waren weniger Verhandlungen als vielmehr ein Brainstorming. Man suchte nach einem tariflichen System, das Anreize für die Fortsetzung der Kurzarbeit schaffen würde, um auf Entlassungen so lange wie eben möglich verzichten zu können. Die Lösung konnte nur die Verbilligung der für die Unternehmen wegen der Remanenzkosten teuren Kurzarbeit bringen. Schließlich verständigte man sich im Kern darauf, dass in einem kurzarbeitenden Betrieb die nicht kurzarbeitergeldfähigen Sonderzahlungen abgeschafft werden konnten und die gleiche Summe gezwölftelt dem monatlichen Einkommen zugeschlagen wurde. Damit wurden die früheren Sonderzahlungen vom Kurzarbeitergeld erfasst, die Remanenzkosten der Unternehmen sanken merklich. Dem Konstrukt, das sowohl mit der Bundesregierung als auch der Bundesagentur für Arbeit im Vorfeld abgestimmt wurde, erhielt den Namen „Tarifvertrag Zukunft in Arbeit“. Weiter wurde im Februar 2010 dann in einer großen Verhandlung festgelegt, dass die Entgelte zwölf Monate nicht steigen sollten und dann erst eine Erhöhung um 2,7 Prozent erfolgen würde. Das hatte es in der Metallindustrie noch nicht gegeben, es waren aber auch ganz besondere Zeiten, in denen der Pilotabschluss in NRW noch innerhalb der Friedenspflicht erreicht wurde. Die Resonanz auf den Abschluss, der bald von allen Metallverbänden übernommen wurde, war ganz überwiegend positiv. Jetzt musste nur noch das Kalkül aufgehen, eine möglichst V-förmig verlaufende Wirtschaftskrise durch Kurzarbeit zu überbrücken. Das Konzept ist aufgegangen. Als noch 2010 die Konjunktur mit Macht ansprang, war die deutsche Metallindustrie produktionsfähig, weil die Belegschaften weitestgehend noch an Bord waren. Routineflug Nach dem Krisenabschluss von 2010 wurde METALL NRW das nächste Mal im Jahre 2016 zum Piloten in einer Tarifauseinandersetzung. Was die Gründe für diese Entscheidung waren, ist nicht mehr zu ermitteln. 2016 war kein Krisenjahr, sodass der Satz von Oliver Burkhard „Läuft die Konjunktur schlecht, dann ist NRW dran!“ keine Geltung haben konnte. Einfach war die Ausgangslage aber auch nicht. Nach zwei vergleichsweise hohen Abschlüssen rumorte es im Arbeitgeberlager, mit Turbulenzen war zu rechnen. Also musste ein Abschluss her, der die Gemüter beruhigen würde und die Beschäftigten angemessen an dem wirtschaftlichen Erfolg

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