75 Jahre METALL NRW Festschrift

55 75 Jahre METALL NRW AUS UNSERER GESCHICHTE führung machten es fast unmöglich, den Gordischen Knoten in der Verhandlungsnacht zu durchschlagen. Schließlich gelang es Michael Jäger für METALL NRW und Detlef Wetzel für die IG Metall, den geradezu erlösenden Kompromiss zu finden und vor allem in den eigenen Reihen durchzusetzen. Welche Hilfestellung dabei von dem Präsidenten von Gesamtmetall und dem designierten Vorsitzenden der IG Metall, Berthold Huber, kam, bleibt das Geheimnis dieser Nacht. Schlechtwetter Detlef Wetzel, der im Bezirk NRW den Mitgliederschwund bei der Gewerkschaft nicht nur gestoppt, sondern umgekehrt hatte, wechselte 2007 in den Vorstand der IG Metall nach Frankfurt. Schon im Jahre 2006 hatte der mittelständische Unternehmer Horst-Werner Maier-Hunke das Präsidentenamt und die Verhandlungsführung bei METALL NRW übernommen. Mit seinem Verhandlungspartner bei der IG Metall, Oliver Burkhard, fand er schnell eine vertrauensvolle Gesprächsbasis. Dass Maier-Hunke in Baden-Württemberg gemeinsam mit dem dortigen Verhandlungsführer, Dr. Jan Stefan Roell, mehrfach eine Verhandlungsdoppelspitze in Pilotverhandlungen gebildet hatte, hat seinem tarifpolitischen Ansehen als „dem Vertreter des Mittelstandes“ sicher nicht geschadet. Im November 2008 war in Baden-Württemberg noch ein „ganz normaler“ Tarifabschluss zustande gekommen, der eine kräftige Entgelterhöhung vorsah, obwohl die Weltwirtschaft nach dem Zusammenbruch der Bank Lehman Brothers im September 2008 erkennbar ins Trudeln geraten war. „Wir sind mit 100 km/h in die Garage gefahren“, kommentierte der Vorsitzende der IG Metall das Geschehen. Seine vorherige Einschätzung, dass die Finanzwirtschaft wenig mit der Realwirtschaft zu tun hat, hatte sich als falsch erwiesen. Ende 2009 sahen sich die Tarifparteien einer außergewöhnlichen Herausforderung gegenübergestellt. Die deutsche Wirtschaft und mit ihr die Metallindustrie steckten in der schwersten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Kurzarbeiter zählten nach Hunderttausenden und es bestand die realistische Gefahr, dass Massenentlassungen folgen würden. Dem sollten die Tarifparteien noch während der andauernden Friedenspflicht entgegenwirken. Zwischen Berlin und Frankfurt wurde einvernehmlich vereinbart, dass diese wahrlich nicht einfache Aufgabe in NRW durch den Abschluss eines Krisentarifvertrages gelöst werden sollte.

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