75 Jahre METALL NRW Festschrift

47 75 Jahre METALL NRW AUS UNSERER GESCHICHTE verträgen öffnete, lehnte Arbeit Nordwest jede Verhandlung mit den Vertretern der Arbeitnehmer strikt ab. Erst mit demNovemberabkommen von 1918 änderte sich nolens volens die Haltung von Arbeit Nordwest. Schließlich war es federführend auch Hugo Stinnes gewesen, der mit dem Gewerkschaftsführer Carl Legien das Abkommen geschlossen hatte, das den Achtstundentag einführte und die Tarifverträge zu dem Instrument erhob, das die Arbeitsbedingungen regeln sollte. Ohne die Anerkennung der Gewerkschaften als den berufenen Vertretern der Belegschaften war das nicht zu machen. So wurde auch Arbeit Nordwest zum Akteur auf der tarifpolitischen Bühne. Nachdem die Weimarer Reichsverfassung das Novemberabkommen über die Garantie der Tarifautonomie weitgehend nachgezeichnet hatte, wurde in den in schneller Folge wechselnden Krisen der Republik auch ein Geburtsfehler der Weimarer Tarifvertragsordnung sichtbar. Dieser war die vorgesehene staatliche Schlichtung von Tarifauseinandersetzungen, die zunehmend als Zwangsschlichtung verstanden wurde. Der Spruch des staatlichen Schlichters sollte verbindlich sein, auch wenn eine Partei widersprach. 1928/29 kam es um diese Frage zum Eklat. Nach einem Schlichterspruch in einer normalen Entgeltauseinandersetzung zwischen Arbeit Nordwest und dem Deutschen Metallarbeiterverband erkannten die Arbeitgeber den Schlichterspruch nicht an. Der Arbeitskampf ging weiter und Arbeit Nordwest sperrte 200.000 Arbeiter aus. Der so hart geführte Kampf ging als „Ruhreisenstreit“ in die Geschichte ein. Am Ende unterwarfen sich die Parteien einer freiwilligen Schlichtung. Erst später stellte das Reichsarbeitsgericht fest, dass die Praxis der staatlichen Zwangsschlichtung nicht rechtens war. Ein Erfolg für Arbeit Nordwest? Das kann man so sehen, aber die folgenden Ereignisse ließen eine ganz andere Gefahr für die Tarifautonomie Realität werden. Die 1931 mit Macht einsetzende Weltwirtschaftskrise ließ jede Sorge um die Tarifautonomie in den Hintergrund treten. Die Brüningsche Politik dekretierte einfach Lohnsenkungen. Den im Januar 1933 an die Macht gelangten Nationalsozialisten war die Tarifautonomie ganz fremd, wenn nicht sogar verhasst. Im Mai wurden die Gewerkschaften brutal zerschlagen, im Dezember 1933 lösten sich die Arbeitgeberverbände auf. So auch Arbeit Nordwest. Das Verbandshaus in der Humboldtstraße in Düsseldorf

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