75 Jahre METALL NRW Festschrift

106 75 Jahre METALL NRW AUS JOURNALISTISCHER PERSPEKTIVE Matthias Schiermeyer geboren 1964 im ostwestfälischen Herford. Nach demBerufsstart beim„Westfalen-Blatt“ und einemStipendiumder Düsseldorfer Heinz-Kühn-Stiftung wechselte er 1995 zur „Stuttgarter Zeitung/Stuttgarter Nachrichten“. Dort verfolgt er als Politik- und Wirtschaftsredakteur seit fast einem Vierteljahrhundert intensiv das Tarifgeschehen in der M+E-Industrie – all die ermüdenden und gleichwohl spannenden Verhandlungsnächte inklusive. Foto: privat Es mag sein, dass die „Traumpaarungen“ schon wieder aus der Zeit gefallen sind. Zu komplex ist die Tarifpolitik mittlerweile geworden, als dass Entscheidungen mit einer solch großen Tragweite quasi unter vier Augen getroffen werden können. Dennoch kommt es weiterhin in besonderem Maße auf die Leitfiguren an: Der Flächentarifvertrag lässt sich nur dann bewahren, wenn die Verbands- und Gewerkschaftsführer voll dahinterstehen. Dies tun sie in Nordrhein-Westfalen wie auch im Südwesten, was die beiden Bezirke für ihre tarifpolitische Vorreiterrolle in besonderem Maße qualifiziert. Wer Anfang dieses Jahrtausends in die Berichterstattung über Tarifpolitik eingestiegen ist, kommt aus der Spätphase der Betonzeit. Die Klassenkampfrhetorik eines Klaus Zwickel und eines Jürgen Peters prallte frontal auf den marktradikalen Wir-erklären-dem-Proletariat-die-Welt-Duktus eines Hans-Olaf Henkel und seines Nachfolgers Michael Rogowski. Die BDI-Präsidenten waren zwar keine Verhandlungspartner, aber sie und die IG-Metall-Vorderen gaben in den Nachrichten den Ton an. Das klassische, unversöhnliche Lagerdenken verfestigte sich auch in dem, was seinerzeit aus den Metall-Tarifrunden nach außen drang. Sätze wie „völlig überzogene Forderung ohne jeden Realitätsbezug“ wechselten sich ab mit „dieses Angebot ist Stefan Schulte – Westdeutsche Allgemeine Zeitung VIER-GÄNGE-MENÜ, METTBRÖTCHEN UND EINE VERKEHRTE WELT

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